Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämie in der westlichen Welt. Das mediane Erkrankungsalter beträgt 72 Jahre, und Männer sind mit einem Verhältnis von 1,7:1 beinahe doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Zur Diagnose sind Differentialblutbild, Blutausstrich und eine Durchflusszytometrie zum Nachweis monoklonaler, typischerweise CD5/CD23-positiver B‑Lymphozyten erforderlich. Neben der klinischen Stadieneinteilung nach Binet oder Rai ist insbesondere die genetische Risikoeinteilung von hoher prognostischer Aussagekraft und entscheidend für die Wahl der geeigneten Therapie. Vor Therapieeinleitung muss daher die Bestimmung des TP53-Mutationsstatus bzw. einer del17p sowie des IGHV-Mutationsstatus („immunoglobulin heavy-chain variable“) erfolgen. Asymptomatische Patienten im frühen Stadium benötigen keine Therapie. Eine Therapieindikation ergibt sich erst in fortgeschrittenen Stadien, z. B. im Rahmen einer zunehmenden Knochenmarkinsuffizienz oder relevanter B‑Symptomatik. Zielgerichtete Substanzen wie Ibrutinib oder Venetoclax + Obinutuzumab erhalten zunehmend Einzug in die Erstlinienbehandlung, insbesondere bei Patienten mit rascher proliferierender CLL und unmutiertem IgHV-Status. Bei „fitten“ Patienten mit mutiertem IGHV-Status und ohne TP53-Veränderung kann zudem eine Chemoimmuntherapie mit Fludarabin, Cyclophosphamid + Rituximab aufgrund exzellenter Langzeitergebnisse erwogen werden. Bei „unfitten“ Patienten können weniger intensive Chemoimmuntherapien eingesetzt werden. Bei Rezidiven >3 Jahre nach der initialen Therapie kann eine Chemoimmuntherapie erneut eingesetzt werden. Im Fall eines Frührezidivs sollte ein Wechsel auf eine andere zielgerichtete Substanz angestrebt werden.