Ziel des Aufsatzes ist es, einen Beitrag zur Verbindung von kultursoziologischen Analysen und wirtschaftlichen Phänomenen zu leisten. Ich werde zeigen, dass narrativer Wettbewerb als konstitutiv für den Markt und auch für die Identitätsbildung von Marktakteuren verstanden werden kann. Dazu werden zunächst marktsoziologische Herangehensweisen diskutiert und deren Schnittstelle zur neuen Kultursoziologie erörtert. Eine Verbindung von Struktur und Kultur ergibt sich durch die Einbeziehung von Geschichten, die Akteure auf dem Markt erzählen. Als empirisches Beispiel dient der entstehende Markt der deutschen Hauptstadtzeitungen im Berlin der späten 1990er Jahre. Dessen Analyse zeigt, dass sich die Zeitungen als Marktakteure über die Interpretation der sozialen Realität positionieren, indem sie gegebene Ereignisse unterschiedlich bewerten. Die Positionierung geschieht in Auseinandersetzung mit anderen Mitbewerbern über die Zeit und bei gleichzeitiger Entwicklung des Wertesystems für den Markt und damit der Marktstruktur. Diese evaluative Positionierung erfolgt zu Zeiten großer Unsicherheit und fordert den Akteuren große Flexibilität ab. Dennoch weisen die Ergebnisse auf typische Muster der Nischenfindung hin.