Eine mögliche Komplikation des Fossa-canina-Abszesses stellt eine reaktive Thrombophlebitis der V. angularis dar, die eine fortgeleitete Sinus-cavernosus-Phlebothrombose zur Folge haben kann. Uneinheitliche Literaturempfehlungen bezüglich der Diagnostik und Therapie von Fossa-canina-Abszessen waren Veranlassung für eine multizentrische Erhebung an 55 deutschsprachigen Abteilungen für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Zentrale Bedeutung in der Diagnostik kommt der eingehenden klinischen Untersuchung (100%) zu, ergänzt durch Standardröntgenverfahren (97,1%) und Antibiogramm (77,1%). Weitere bildgebende Verfahren (28,6%), insbesondere die Sonografie (20,0%), komplettieren die Diagnostik von Fossa-canina-Abszessen. Im Vordergrund der klinischen Diagnostik einer reaktiven V.-angularis-Phlebitis steht die palpatorische Druckdolenz am inneren Lidwinkel (100%), wobei die Farbdopplersonografie das diagnostische Spektrum erweitert. Atypische Verläufe der V. angularis sind jedoch zu berücksichtigen. Extraorale Abszeßinzisionen (25,7%) und Unterbindungen der V. angularis (8,6%) finden therapeutisch kaum noch Berücksichtigung. Allgemeiner Konsens besteht in der Bedeutung einer antimikrobiellen Begleittherapie (fakultative Antibiose 14,3%, obligatorische Antibiose 85,7%). Bezüglich einer medikamentösen Thrombembolieprophylaxe bei V.-angularis-Phlebitis werden dagegen keine einheitlichen Therapieempfehlungen mitgeteilt. Mehrheitlich wird jedoch eine Heparinisierung in diesem Indikationsbereich für nicht notwendig erachtet (77,1%). Bei einer Heparinisierung müssen allerdings eventuelle Risiken wie Blutungskomplikationen und eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie bedacht werden.