Seit etwa Mitte der 1990er Jahre wird in Frankreich eine intensive Debatte über den eigenständigen Beitrag Marcel Mauss’ zur soziologischen Theorie geführt. An diese Debatte anschließend zeigt der Aufsatz, dass Mauss, wenn man ihn klar von Durkheim abgrenzt und von den Überformungen des Strukturalismus und strukturalistischen Utilitarismus befreit, ein Klassiker der symboltheoretischen, nichtstrukturalistischen, interaktionistischen und anti-utilitaristischen Soziologie ist. Mauss’ Beitrag für die französische Soziologie ist vergleichbar mit dem Meads für die amerikanische und Simmels für die deutsche Soziologie: Diese klassischen Autoren repräsentieren ein drittes Paradigma jenseits der Dichotomie von Zweckrationalität und normativem Handeln. Insbesondere die Logik der Gabe etabliert für Mauss eine eigenständige Interaktionsordnung: Die Gabe repräsentiert für Mauss den Inbegriff der symbolisch vermittelten Interaktion und der Handlungsakt des Gebens ist zugleich ein intrinsisch symbolischer wie sozialer Tatbestand.