Ausgehend von der These einer wachsenden Ungleichheit in der Bundesrepublik wird in diesem Beitrag die Entwicklung der Lohnungleichheit für den Zeitraum von 1998 bis 2006 untersucht. Hauptziel der Analyse ist es, die Unterschiede in der Entwicklung der Reallöhne zwischen verschiedenen Berufsklassen zu bestimmen. Konzeptionell stützt sich der Beitrag dabei auf ökonomische und soziologische Erklärungsansätze. Der derzeit innerhalb der Wirtschaftswissenschaften prominenten These des skill-biased technological change (SBTC), nach der die Verbreitung moderner Informationstechnologien die Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften relativ zu der nach weniger qualifizierten Personen erhöht hat, wird eine strukturelle Theorie auf der Grundlage der Arbeiten von Aage B. Sørensen entgegengestellt. Nach dieser Theorie ist die wachsende Ungleichheit der Löhne zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen insbesondere auf Veränderungen in Rentengenerierungsprozessen zurückzuführen. Die empirischen Analysen des Beitrags beruhen auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) und der BIBB/IAB-Strukturerhebung. Unsere Ergebnisse zeigen zunächst, dass Personen in niedrigen Berufsklassen zu den Verlierern der aktuellen Einkommensdynamik in der Bundesrepublik gehören. Durch den Einbezug einer breiten Palette von Merkmalen der Berufspositionen wird darüber hinaus deutlich, dass die wachsende Lohnungleichheit in Deutschland bei Weitem nicht allein durch qualifikationsbasierte Veränderungen erklärt werden kann, sondern Verschiebungen in ungleich verteilten Macht- und Schließungspotenzialen die Dynamik sozialer Ungleichheit ebenfalls miterklären können.