Hintergrund: Vorhofflimmern ist assoziiert mit neurologischen Ereignissen (transitorisch ischämische Attacke (TIA), Schlaganfall). Unterscheidet sich der klinische Verlauf und das „outcome” neurologischer Ereignisse bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) im Vergleich zu Patienten mit Sinusrhythmus (SR) und wie sieht die derzeitige Präventionspraxis aus?¶ Patienten und Methoden: Von 1/97–1/98 wurden prospektiv sämtliche Patienten mit TIA oder Schlaganfall erfasst, die in den medizinischen Kliniken unseres Klinikums behandelt worden sind (n=369). Das „outcome” (Rankin Scale, European Stroke Scale) und die primär- und sekundärprophylaktische antithrombotische Therapie wurden analysiert.¶ Ergebnisse: Das Alter der 369 Patienten betrug 75,1±10,9 Jahre, 56,1% waren weiblich. Eine TIA lag in 26,2% und ein Schlaganfall in 73,8% der Fälle vor. 287 Patienten (77,8%) hatten SR und 82 VHF (22,2%). Die Krankenhausletalität betrug insgesamt 12,7%, bei Patienten mit VHF 23,2%, bei Patienten mit SR 9,8% (p=0,0013). Obwohl die Patienten mit VHF signifikant älter waren als Patienten mit SR (80,4±7,5 versus 73,5±11,2 Jahre; p<0,001), erwies sich in multivarianter Analyse der Herzrhythmus als unabhängiger Prädiktor für das Überleben (p<0,01). Patienten mit VHF wiesen ein schwereres neurologisches Defizit bei Entlassung auf als Patienten mit SR: In 46,3% der VHF Patienten lag eine schwere Pflegebedürftigkeit vor (Rankin 4/5), während diese in nur 28,5% der SR Patienten vorkam (p<0,01). Bezogen auf die European Stroke Scale erreichten VHF Patienten 77,4±30,6 Punkte bei Entlassung und Patienten im SR 88,1±20,3 Punkte (p<0,01).¶ Bei 50/82 (61%) Patienten war VHF vorbekannt. Von diesen hatten 36% keinerlei antithrombotische Therapie und nur 12% standen unter oralen Antikoagulantien. Von 63 überlebenden Patienten mit VHF hatten 32 keine Kontraindikationen gegen orale Antikoagulation, nur 14 (43,8%) erhielten orale Antikoagulantien bei Entlassung, 17 ASS/Ticlopidin (53,1%) und 1 Patient (3,1%) keinerlei antithrombotische Medikation.¶ Schlussfolgerung: Neurologische Ereignisse bei VHF haben einen signifikant schlechteren Verlauf als bei SR. Zu wenige Patienten erhalten eine orale Antikoagulation als wirksames Prinzip der Primär- und Sekundärprophylaxe.