Die Frage nach einer „adäquaten“ Narkosetiefe wurde in den letzten Jahren vorwiegend im Hinblick auf eine zu flache Narkose, also die Vermeidung einer intraoperativen Wachheit mit explizierter Erinnerung, gestellt. Aktuelle Studien thematisieren die Problematik der adäquaten Narkosetiefe von einem gegensätzlichen Standpunkt; sie postulieren, dass die in tiefer Narkose verbrachte Zeit positiv mit einer erhöhten postoperativen Mortalität korreliert. Vier von 5 publizierten Studien konnten einen derartigen Zusammenhang zeigen. Eingeschränkt wird diese Aussage allerdings durch ein suboptimales Studiendesign; so war z. B. in keiner der Studien eine Randomisierung der Teilnehmer erfolgt. Weiterhin ist völlig unklar, ob es sich lediglich um eine Korrelation oder aber um eine kausale Beziehung handelt, d. h., dass die tiefe Narkose die Ursache der erhöhten postoperativen Mortalität ist oder dass nur ein Epiphänomen vorliegt. Von einem Epiphänomen würde man sprechen, wenn z. B. Patienten mit metastasierten Malignomen besonders empfindlich auf Anästhetika reagierten. Solange hierzu keine kontrollierten randomisierten Studien vorliegen, sollten Anästhesisten ihre bisherige Praxis der Narkoseführung beibehalten.